Porträt Rahmat

Rahmat ist 24 Jahre alt und studiert an der Leibniz-Universität Hannover Bauingenieurswesen. In Deutschland ist er seit 6 Jahren. Seine Heimat Afghanistan hat er aber noch früher verlassen, bereits 2015, seine ersten Jahre lebte er in Dänemark, ursprünglich wollte er nach Finnland. Doch dort durfte er nicht bleiben, sollte abgeschoben werden, reiste nach Deutschland und landete in Hannover. Bei der Polizei machte man ihm wenig Hoffnungen bleiben zu können, aber er bestand darauf.

Glück hatte Rahmat mit wohlmeinenden Menschen, die ihm hier begegneten: Zuerst seine Sachbearbeiterin im Jugendamt, ehrenamtliche Unterstützende, sein gesetzlicher Vormund, der auch Lehrer an der IGS Linden war.

Relativ schnell kam der damals Minderjährige in eine 8er-WG, wo auch deutsche Jugendliche und ein Freund von ihm lebten.

Erst verständigte er sich mit Englisch, dann besuchte er in den Ferien einen Sprachkurs bei Kargah, anschließend steckte man ihn in eine Klasse der BBS 6 Metall. Dort gefiel es ihm gar nicht.

Schließlich konnte er dann in eine Sprachklasse an der IGS Linden wechseln. Dort fühlte er sich sehr durch seine Lehrerin unterstützt, wechselte schließlich in eine 10. Klasse und machte direkt nach 7 Monaten seinen Hauptschulschluss.

Mein Vorteil war, dass ich auch zu Hause in der WG fast nur Deutsch gesprochen habe.

Auf seine vielen Bewerbungen für eine Ausbildung bekam er auch viele Absagen, seine Lehrerin unterstützte ihn bei den Bewerbungen und schließlich bekam er die Zusage und konnte Bauzeichner lernen. Immer die drohende Abschiebung vor Augen, nach den Dublin-Regeln (zuvor schon in einem europäischen Land).

Rahmat wollte weiterkommen und machte seinen Fachhochschulabschluss und wollte eigentlich Architektur studieren, hat sich dann aber für Bauingenieurswesen entschieden, das sei ein breiteres Arbeitsfeld.

Nun ist er im 2. Semester und glücklich, studieren zu können, seinen Aufenthalt endlich zu haben und auch reisen zu können. So konnte er nach 8 Jahren seine Familie erstmals wieder im Iran treffen. Denn die fehlt ihm natürlich am meisten hier.

Rahmat fühlt sich gut integriert, seine deutschen Freunde finden manchmal ein bisschen zu viel, weil er eine Playlist mit Schlagermusik habe. An der Uni gefällt es ihm gut.

Diskriminierung hat er vereinzelt erlebt, versucht sie zu ignorieren, hat aber auch schon mit anderen Studierenden gegen AFD und Rechtsextreme demonstriert, an der Uni erlebt er sich als Teil der Gemeinschaft.

Seine Freundin lebt leider in Süddeutschland: Viel Fahrerei, aber Hannover mag er, fühlt sich hier wohl, lebt mittlerweile bei einer deutschen Patenfamilie.

Anderen Geflüchteten rät er: Möglichst schnell Deutsch lernen und eine Ausbildung zu machen. Das sei wichtig hier und biete Möglichkeiten, öffne Türen. Er habe Glück gehabt mit vielen tollen Menschen, die ihn unterstützt haben.