- Wie wollen Sie möglichst allen geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Schulabschluss ermöglichen?
SPD | CDU | GRÜNE |
Wir brauchen gute Perspektiven für die heranwachsenden Generationen im Schul- und Arbeitsleben. Jugendliche mit und ohne Schulabschluss, die eine Berufsausbildung anstreben, erhalten in der Regel Beratung und Informationen durch die Agentur für Arbeit (Jugendberufsagentur Hannover). Ihre Aufgabe ist es, allen Jugendlichen in Fragen der Berufswahlentscheidung zu unterstützen und auch bei der Verwirklichung der Berufsentscheidung Unterstützung zu gewährleisten, z. B. durch die Gewährung von Beihilfen zur Berufsausbildung für die betriebliche Ausbildung. Die SPD begrüßt, dass manche Ausbildungsanbieter*innen kurze Betriebspraktika zur Berufsorientierung anbieten. Als hilfreich hat sich auch erwiesen, wenn schon nach dem ersten Ausbildungsjahr eine erste qualifizierende Prüfung abgelegt werden kann, die dann zu einer Assistenztätigkeit im angestrebten Beruf befähigt. Darüber hinaus werden wir auch Zukunft diverse Projekte fördern, wie z. B. das von der Region Hannover geförderte Projekt „Ponte – Flüchtlingspaten-Brücken in den Arbeitsmarkt“ des kda (Kirchlichen Dienste Arbeitswelt). Dieses Projekt leistet Unterstützung und trägt dazu bei, dass Unternehmen und Flüchtlinge zueinander finden. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass alle Jugendlichen in der Stadt Hannover ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechende Angebote finden und werden Unternehmen ermutigen, Ausbildungsplätze anzubieten und kooperative Projekte fördern, in denen junge Menschen Ausbildungsreife erlangen und ihren Weg finden können. Wir lassen niemanden zurück! | Wir glauben, es sind hier mehrere Zahnräder, die ineinandergreifen müssen. Das oben angeführte Integrationszentrum verknüpft mit den oben erwähnten Forderungen zur bildungspolitischen Ausrichtung der CDU Hannover dürfte sich im besten Fall auch auf die geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen auswirken. | Siehe oben Frage 2b. |
FDP | Die Partei | Piraten |
Das vielfältige mehrgliedrige Schulsystem, ergänzt durch die Angebote der Gesamtschulen und anderer weiterführender Bildungsangebote ist grundsätzlich geeignet, jedem einen Schulabschluss zu ermöglichen. Voraussetzung ist dafür natürlich die Beherrschung der deutschen Sprache, die durch Sprachlernklassen gefördert wird. Die komplexen Herausforderungen der Flucht und des Neuanfangs erschweren vielen Jugendlichen einen Neustart jedoch. Daher sind auch niedrigschwellige Angebote zu unterstützen, die auch älteren Jugendlichen den Erwerb eines Schulabschlusses ermöglichen. | Wir beginnen zunächst damit, dass wir niemandem im Mittelmeer ertrinken zu lassen, denn wer ertrunken ist, kann keinen Schulabschluss machen. | Spracherwerb ist der Schlüssel zu Stabilität und Entwicklung hier! Jeder und jede Geflüchtete muss ein unbedingtes Bleiberecht bekommen, wenn er oder sie in Ausbildung ist, zur Schule geht oder studiert. Dadurch ist Planungssicherheit und Stabilität gegeben. Hierzu müssen die gesetzlichen Grundlagen auch dahingehend geändert werden, dass die Teilnahme an Maßnahmen zum Erlernen der deutschen Sprache ab dem ersten Tag des Hierseins möglich ist und nicht von einem genehmigten Asylverfahren abhängt. |
2. Wie wollen Sie der hohen Durchfallquote von Geflüchteten bei der Abschlussprüfung in der Berufsausbildung entgegenwirken?
SPD | CDU | GRÜNE |
Die Region Hannover hat spezielle Projekte und Maßnahmen für junge Geflüchtete z. B. durch das Projekt „Kooperative Produktionsschule“, welches das Aneignen handwerklicher Fähigkeiten mit gleichzeitigem Deutschlernen und der Orientierung im Arbeitsmarkt verbindet. „Erfolgreich Dual“ soll Geflüchteten eine bewusstere Ausbildungswahl ermöglichen und diesen, die bereits eine Ausbildung aufgenommen haben, bei Schwierigkeiten unterstützen, um Abbrüche zu verhindern. Mit dem „Integrationsfonds „Miteinander – Gemeinsam für Integration“ wird ein relativ weites Feld integrativer Projekte gefördert. Indirekt trägt dies ebenfalls zu verbesserten Berufseinstiegschancen bei. Zudem gibt es diverse Projekte wie die „Ausbildungsbegleitung in der Pflegeausbildung“, die nicht ausschließlich für Geflüchtete sind, von ihnen aber sehr gut angenommen werden. Generell zeigen die Erfahrungen aus der Praxis, dass die mündlichen Sprachkenntnisse (inzwischen) oft gut sind, das Lese- und Schreibverständnis hingegen oftmals nicht, was wiederum eine Gefahr für den erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung ist. Inzwischen wird in den Projekten jedoch verstärkt darauf geachtet, genau diese Schwäche zu beseitigen. | Siehe oben. Es gilt den Bildungsbereich weiter zu konzentrieren, Zugangsmöglichkeiten zum gesellschaftlichen Leben zu erleichtern. Dies könnte in dem o.g. Integrationszentrum möglich sein. | Hannover begrenzt. In jedem Fall setzen wir uns für die Weiterführung bestehender erfolgreicher Integrationsprojekte ein, um jugendliche Geflüchtete bei der Ausbildung zu unterstützen. Wichtig ist allerdings auch, dass die Grundlage für einen Erfolg bei der Berufsausbildung zuvor an den allgemeinbildenden Schulen sowie bei begleitenden Integrations- und Sprachkursangeboten gelegt wird. Hier sehen wir unseren Ansatzpunkt. |
FDP | Die Partei | Piraten |
Es ist davon auszugehen, dass eine hohe Durchfallquote Geflüchteter bei dem Abschluss einer Berufsausbildung – wie bei allen anderen Auszubildenden auch – auf mangelnde Leistungen zurück zu führen ist. Daher sollte hier untersucht werden, wo die Ursachen für überdurchschnittlich hohe Misserfolgsquoten liegen könnten. Es ist zu vermuten, dass es, da es sich wohl in den meisten Fällen nicht um mangelnde Motivation oder intellektuelle Eignung handelt, sondern dass es an der noch immer bestehenden Sprachbarriere liegt. Daher ist es wichtig, dass Sprache möglichst zuerst erlernt wird – oder zumindest intensiviert während der Ausbildung – damit persönliche Misserfolgserlebnisse vermieden und wichtige wirtschaftliche Ressourcen zielgerichtet in die Ausbildung möglichst geeigneter Personen investiert werden können. | Immodium für alle! Falls Immodium nicht hilft, könnte man diverse Dinge tun, die schon vorher greifen: Gemeinsame Lernorte schaffen, Buddy Programme und vieles mehr! | Wiederum ist hier Spracherwerb und Betreuung ein Schlüssel. Die Jugendlichen müssen begleitet werden und bis zum Abschluss eine Tutorschaft erhalten. Patenschaftssysteme und Unterstützung sind dafür das Mittel der Wahl. Aber auch Einstellungsgarantien können motivierend wirken. Das Bewusstsein einer Perspektive und auch einer Karrieremöglichkeit ist grundlegend. Dafür müssen wir zusammen mit den Verbänden und den Arbeitsagenturen gezielt arbeiten. Dafür sollte eine spezielle Perspektivkommission eingerichtet werden, die alle Bereiche von Sprachbildung bis Industrie umfasst. Dafür setzen wir uns auch kommunal ein. |
3. Wie können Sie darauf einwirken, dass die durch Corona noch verstärkt zutage getretenen Bildungsbenachteiligungen so berücksichtigt werden, dass sie sich nicht nachteilig auf eine sichere Aufenthaltsperspektive auswirken?
SPD | CDU | GRÜNE |
Geflüchteten (im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes) werden über den Bildungs- und Teilhabebereich z. B. zusätzliche Angebote zur Lernförderung oder auch Freizeitangebote finanziert. Die Bildungs- und Teilhabeleistungen kommen zwar ausdrücklich nicht ausschließlich Geflüchteten, sondern auch Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Haushalten generell zugute, aber sie leisten dennoch einen Beitrag für die gesellschaftliche Integration von jungen Geflüchteten mit dem Status als Asylbewerber*innen. | Siehe oben. Es wird in einer Analyse darum gehen müssen, welche Bereiche durch die Pandemie besonders ihre Schwachstellen aufgezeigt haben. Ein besonderer Fokus wird auf den digitalen Zugang von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, aber auch auf die Digitalisierung des öffentlichen Dienstes zu richten sein. Die Analyse ist in Einklang mit geltenden Normen und Rechtsvorschriften zu bringen. | Die aktuelle pandemische Situation darf aus unserer Sicht nicht zu zusätzlichen persönlichen Härten führen. Insbesondere halten wir eine Abschiebung von Menschen in Krisen- oder sogar Kriegsgebiete oder in Länder mit möglicherweise schlechterer Pandemielage und medizinischer Versorgung grundsätzlich für untragbar. |
FDP | Die Partei | Piraten |
Bildungsbenachteiligungen sind während der Corona Pandemie nicht nur bei Schülerinnen und Schülern mit Fluchtgeschichte zu Tage getreten. Die Maßnahmen wie Sommerschule (siehe oben) sowie die Möglichkeiten für Lernförderungen, die durch das BUT allen Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen, sind für viele Kinder von großer Bedeutung und es ist darauf hinzuwirken, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch die Erziehungsberechtigten auf diese Möglichkeiten hingewiesen werden. Hier muss in Unterkünften und durch Integrationshelfer intensiv beraten und kommuniziert werden, damit diese Chancen trotz möglicher Sprachbarrieren erkannt und wahrgenommen werden. | Das übersteigt unsere lokalen Kompetenzen und Wirkungsbereiche, aber offenbar auch die von Herrn Tonne und Frau Karliczek. 🙁 | Regelungen zur Sicherung einer Aufenthaltsperspektive müssen leicht verständlich und klar sein. Bildung und Schule sind Systeme, die nicht nur didaktische Bedeutung haben, sie sollen auch Sicherheit geben und es muss gesetzlich klar sein, dass bei Absacken durch besondere Umstände wie Corona nicht die Schüler:innen bestraft werden, sondern im Gegenteil mehr Unterstützung vonnöten ist. Eine weniger leistungsbezogene Beurteilung kann da sehr viel bewirken. Weiterhin muss klar sein, dass ein Aufenthaltsrecht nicht vom Bildungsabschluss abhängig sein darf. |